„Der Kunde soll merken: Hier sind echte Personen am Werk!“

David Weihard ist Geschäftsführer des Familienunternehmens DeinSchuhladen-LINN in der Ingolstädter Innenstadt. Gemeinsam mit anderen Einzelhändlern vor Ort rief er die erste virtuelle Shoppingnacht der Innenstadt ins Leben.

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Ein Ereignis, das sich nahtlos in seine Bemühungen einreiht, dem Kunden den bestmöglichen Service zu bieten.

Mit dem SABU sprach er über diese Erfahrung und seinen Wunsch nach mehr Vernetzung und Mut für Neues in der Händlerschaft. Dabei hält er ein flammendes Plädoyer für die Stärken des inhabergeführten Einzelhandels, die vor allem im Lockdown zum Tragen kommen – und danach nicht in Vergessenheit geraten sollten.


Wie kam es zu Ihrem ersten Livestream-Shopping-Event?

Im ersten Lockdown stand ich mit anderen digital-affinen Händlern und unserem Gewerbeverein vor der Frage, was können wir machen, um auf uns, die Stärken des inhabergeführten Einzelhandels und die persönliche Beratung des stationären Handels aufmerksam zu machen? Schließlich haben wir uns entschieden, ein Instagram Live-Shopping-Event anzubieten. Bisher hatten wir alle keine Erfahrungen in diesem Bereich sammeln können. Es waren also lauter Neulinge am Werk, aber das machte die Situation auch so sympathisch.

 

Wie sah das dann genau aus?

Die Vorsitzende des Gewerbevereins hat die Moderation übernommen und eine zweite Person hat das Ganze gefilmt. So sind sie durch die Stadt gezogen – zu allen drei Läden, die an diesem Abend dabei waren. Da gab es auch einige Synergien, da ein Schuhgeschäft und zwei Bekleidungsgeschäfte dabei waren.

Aufgezogen haben wir es so, dass jeder Laden sich für seinen Part ein Programm überlegt hat. Jeder hat dann seine Waren präsentiert – ähnlich, wie man es von QVC und Co. kennt.

Unser Augenmerk lag auf einer persönlichen und nahbaren Präsentation – wir wollten für die Kunden greifbar sein. Der Kunde sollte unbedingt merken: Hier sind „echte“ Personen am Werk, richtige Familienbetriebe mit Tradition in der Fachberatung. Zwischendrin gab es Fakten zur Stadt, zum Einzelhandel und eine kleine Weinverkostung bei den jeweiligen Stationen. Das hat das Event sehr aufgelockert.

Ein großer Vorteil dieses Formats war, dass die Kunden im Live-Stream direkt ihre Fragen stellen konnten und wir sie direkt beantwortet haben. Immer wieder entstanden dabei auch Situationen, in denen man die persönliche Nähe zur Stammkundschaft erkennen konnte.

 

„Effizientes Marketing zum Selbstkostenpreis“

 

Wie haben Sie auf das Event hingewiesen?

Wir haben alle zusammen über unsere Social Media-Kanäle auf das Event hingewiesen. Zu viel haben wir dem Kunden gar nicht verraten, sondern einfach darauf hingewiesen, dass sie sich von unserer virtuellen Shoppingnacht überraschen lassen sollen. Stattgefunden hat es aber über den Instagram-Kanal des Gewerbevereins.

Das Marketing und das Event selbst betrugen nur den Selbstkostenpreis. Wir haben nicht einmal Mitarbeiter gebraucht, weil wir das als Inhaber selbst übernommen haben.

 

„Durch die Entschleunigung des Lockdowns sind die Kunden gerade jetzt online erreichbar.“

Wie lief es für Sie?

Im Vordergrund stand für mich, unsere Services vorzustellen und ein Signal zu setzen. Ich habe auf den Image-Effekt im Nachgang gehofft. Was für mich aber überraschend war: Wir haben auch tatsächlich Verkäufe generieren können, die auf das Shopping-Event zurückzuführen sind. Es wurden drei Schuhe während des Live-Streams über unseren Online-Shop verkauft, die wir noch nie im Laden präsentieren konnten.

Ich würde das jederzeit wieder machen und bin auch schon am Überlegen, ob ich ein ähnliches Format etabliere. Quasi als weiteren Service, um dem Kunden Neuigkeiten vorzustellen.

Durch die Entschleunigung der Lockdowns sind auch die Kunden mehr virtuell unterwegs – wir wollen daher ein digitales Bummeln „in“ unserem Laden ermöglichen. Der persönliche Faktor spielt eine große Rolle. Genau das fehlt beim stark-filialisierten Handel. Wir predigen das ganze Jahr, „kommt zu uns, wir kümmern uns als familiärer Händler direkt vor Ort“. Besser kann man sich für wenig bis gar kein Geld fast nicht präsentieren.

 

 

Und wie kam es beim Kunden an?

Das war das erste Mal und etwas Neues. Es ist besser gelaufen, als ich dachte und das Feedback der Kunden war durchwegs positiv.  Auch wenn der Kunde zuhause auf der Couch ist: Er kann sich identifizieren, denn schließlich geht es um seine Stadt und seinen Einzelhandel.

Mancher erwartet vielleicht, dass sofort die Kunden kommen und sofort Verkäufe erzielt werden. Das habe ich nie erwartet, es war ein kostenloser Test. Wir können nur gewinnen. Es waren durchschnittlich 50 Personen zugeschaltet. Das mag nicht nach viel klingen, aber für das erste Mal, kurzfristig und ohne Werbekosten, ist das positiv. Man muss es auch so sehen: Wann hat man 50 Leute innerhalb von 20 Minuten im Laden?

 

„Leider haben viele vergessen, was sie in der Lockdown-Phase stark gemacht hat“

 

Wie geht es weiter damit?

Wir haben darüber gesprochen, dass wir dies öfter machen sollten und man vielleicht noch andere Einzelhändler miteinbeziehen könnte. Nach dem Motto: Was können wir alles bieten? Aber leider haben viele nach dem Lockdown vergessen, was sie in der Lockdown-Phase stark gemacht hat. Man hat das Gefühl gehabt, dass das Interesse an Neuerungen wieder schnell abgenommen hat.

Der Mut zu Neuerungen war bei vielen schnell verflogen.

Ich würde mir für die Zukunft des Einzelhandels wüschen, dass wir mehr ZUSAMMEN HANDELN. Zusammen als Schlüsselwort, denn genau diese Vielfalt macht unsere Innenstädte für die Kundschaft attraktiv. Diese Vielfalt müssen wir attraktiv und auf den zeitgemäßen Informationskanälen für Kunden erlebbar machen. Dazu müssen wir vor allem handeln – auch, wenn das bedeutet etwas neues auszuprobieren. Vor allem, wenn uns dazu kostenfreie Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

 

„Und jetzt ist die Frage: Was kann man noch alles tun, um zu zeigen „ja, es gibt ihn noch“, den wahren familiären Handel“

 

Wie beraten Sie Ihre Kunden gerade?

Wir versuchen alles für den Kunden möglich zu machen. Wenn der Kunde Videoberatung möchte, mache ich das. Wir verschicken Bilder der Ware und auf Instagram laden wir immer wieder Bilder der neuen Ware hoch. Unseren Online-Shop nutzen wir als digitales Schaufenster. Wir sind für den Kunden jeder Zeit erreichbar. Wenn der Kunde das möchte, machen wir auch „Window-Shopping“. Die Kundin stand vor dem Schaufenster, hat uns angerufen und dann haben wir ihr ausgehend von den Schuhen im Schaufenster Alternativen gezeigt.

Natürlich ist momentan alles etwas aufwändiger: Ich hoffe, das wird auch im Nachgang wertgeschätzt. Gerade jetzt erkennt man, welches Geschäft inhabergeführt ist und welches nicht. Ein digitales Schaufenster haben nun ja viele – und jetzt ist die Frage: Was kann man noch alles tun, um zu zeigen „ja, es gibt ihn noch“, den wahren familiären Handel (lacht).

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