Die Auswahl an digitalen Zahlungssystemen im Einzelhandel wird größer, Handelsunternehmen sollten sich mit dem Thema befassen. Welche Zahlarten dominieren werden, was sich durchsetzen wird und welche etablierten Verfahren sich weiterhin behaupten können.

Nicht mehr alles auf eine Karte setzen: Der Einzelhandel befindet sich in einer digitalen Transformation. Damit erleben auch der Check-out und die Art des Bezahlens einen Wandel.

Bargeld hat in Deutschland immer noch eine große Bedeutung, aber es steht auch vor Herausforderungen und Veränderungen. Der Anteil des Bargeldgebrauchs geht seit Jahren zurück und hat während der Pandemie nochmals deutlich abgenommen. Inzwischen werden laut EHI durchschnittlich nur noch 37,5 Prozent des Umsatzes bar bezahlt, in Textilfachgeschäften sogar nur noch 28 Prozent. Viele Menschen bevorzugen inzwischen unbare Formen wie Kredit- und Debitkarten oder digitale Geldbörsen. Dieser Trend wird voraussichtlich weiter zunehmen.

Doch es gibt immer noch Bevölkerungsgruppen, die keinen Zugang zu elektronischen Zahlungsmethoden haben oder diese nicht nutzen können. Für diese Menschen bleibt Bargeld oft die einzige Möglichkeit, Transaktionen abzuwickeln. Daher wird Bargeld noch lange eine wichtige Rolle spielen, um finanzielle Inklusion sicherzustellen. Auch bestehen oftmals Bedenken hinsichtlich Datenschutz oder Identitätsdiebstahl bei elektronischen Zahlungen, obwohl diese fortschrittlichen Sicherheitsmaßnahmen bieten. Einige Menschen bevorzugen daher weiterhin Bargeld als sicherere Option, da es keine digitalen Spuren hinterlässt.

Insgesamt ist es schwierig, die genaue Zukunft des Bargelds vorherzusagen. Wahrscheinlich wird es zu vermehrter Nutzung elektronischer Zahlungen kommen, während Bargeld jedoch weiterhin eine gewisse Relevanz behalten wird, insbesondere für kleinere Transaktionen oder in spezifischen Situationen. Die derzeit in Brüssel diskutierte und voraussichtlich kommende gesetzliche Akzeptanzpflicht für Bargeld wird für einen gewissen Bodensatz an Bargeldzahlungen sorgen.

Das Bezahlen mit dem Smartphone hat definitiv eine vielversprechende Zukunft. Immer mehr Menschen besitzen ein Smartphone und nutzen es für verschiedene Zwecke mobil und kontaktlos. Dabei zählen Bequemlichkeit und Geschwindigkeit. Durch die Verwendung von Zahlungs-Apps oder mobilen Geldbörsen können Nutzer einfach ihr Gerät vor ein Zahlungsterminal halten, um kontaktlos eine Transaktion abzuschließen.

Die Technologie für mobile Zahlungen entwickelt sich zudem ständig weiter. NFC (Near Field Communication), QR-Codes und mobile Wallets bieten verschiedene Möglichkeiten für das Bezahlen mit dem Smartphone. Neue Technologien wie die biometrische Authentifizierung (zum Beispiel per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung) erhöhen die Sicherheit und Bequemlichkeit.

Auch bieten Zahlungs-Apps und mobile Geldbörsen oft zusätzliche Funktionen wie das Speichern von Treuekarten, Coupons oder das Verwalten von Ausgaben. Diese Integration macht das Smartphone zu einem umfassenden Werkzeug für den Zahlungsverkehr und den Einkauf. Das EHI hat für das Jahr 2022 hochgerechnet, dass inzwischen über 5,4 Prozent aller Transaktionen mobil stattfinden.

Ulrich Binnebössel, Diplom-Kaufmann, ist seit mehr als 25 Jahren Paymentexperte des Handelsverbands Deutschland (HDE).

Angesichts dieser Faktoren ist es ausgemacht, dass das Bezahlen mit dem Smartphone weiterhin an Popularität gewinnen wird. Es punktet mit Schnelligkeit, Komfort und Sicherheit und passt gut zu den sich ändernden Verbrauchergewohnheiten in einer zunehmend digitalisierten Welt.

Die Girocard hat eine Zukunft und bleibt absehbar ein wichtiger Bestandteil des Zahlungsverkehrs. Die Girocard wird an über einer Million Terminals akzeptiert und ist auch bei Verbrauchern nach wie vor eine der beliebtesten Zahlungsmethoden. Insgesamt werden 41,9 Prozent des Umsatzes mit dieser Karte abgewickelt, hinzu kommen 6,1 Prozent über das elektronische Lastschriftverfahren ELV.

Durch ihre lange Geschichte als EC-Karte sind viele Verbraucher mit der Karte vertraut und schätzen ihre Zuverlässigkeit und Sicherheit. Mit der direkten Verbindung zum Bankkonto ist es für viele Verbraucher ein vertrauenswürdiges und bequemes Zahlungssystem. Der Verzicht auf zusätzliche Systemgebühren und die Ausweichoption auf ELV machen sie auch im Handel beliebt. Um den sich ändernden Anforderungen gerecht zu werden, entwickelt sich die Girocard weiter. Beispielsweise machen einige Banken die Marke Girocard auch als digitale Variante inzwischen im Smartphone verfügbar, weitere Funktionen sind in Planung.

Obwohl sich die Zahlungslandschaft weiterentwickelt und neue Technologien aufkommen, wird die Girocard in absehbarer Zukunft eine wichtige Rolle im Zahlungsverkehr spielen. Ihre breite Akzeptanz, das Vertrauen der Verbraucher und die enge Verbindung zum Bankkonto sind starke Argumente für ihre fortgesetzte Relevanz. Eine Integration in das kommende europäische Verfahren EPI ist ebenfalls möglich.

Der digitale Euro ist eines der ambitioniertesten Projekte des Eurosystems und könnte eine Zukunft haben, jedoch gilt es mehrere Faktoren zu berücksichtigen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht klar sind. Zum einen muss der digitale Euro einfach, sicher und zuverlässig einsetzbar sein und dazu ein ausreichendes Maß an Anonymität sichern, um Verbrauchern gerecht zu werden. Die Integration in Wallets mit Zusatzfunktionen und die Option einer Offline-Verfügbarkeit spielen zusätzlich eine wichtige Rolle.

Für die Akzeptanzseite sollten die Effizienz und die einfache Einbindung in vorhandene Systemlandschaften im Vordergrund stehen, damit der Euro in seiner digitalen Variante überzeugt. Kostenvorteile gegenüber etablierten Verfahren sind besonders hervorzuheben, aber auch die Optionen für künftige Weiterentwicklungen wie programmierbare Zahlungen. Im Gegensatz dazu wirkt eine derzeit diskutierte Akzeptanzpflicht wenig überzeugend, um ein Neuverfahren aktiv zu leben.

Insgesamt ist es schwierig, die genaue Zukunft des digitalen Euros vorherzusagen. Es gibt jedoch weltweit ein zunehmendes Interesse an digitalen Währungen und digitalem Zentralbankgeld. Die Einführung eines digitalen Euros wird von verschiedenen Faktoren abhängen, darunter geopolitische Entscheidungen, technologische Entwicklungen und die Akzeptanz seitens der Bevölkerung und der Wirtschaft.

Instant Payment ist im Gegensatz zum digitalen Euro schon weiter. Es gibt bereits einen etablierten SEPA-Standard für Echtzeitzahlungen. Eine Gesetzgebung zur verpflichtenden Abwicklung und Preisgestaltung bei Banken ist kurz vor der Umsetzung, um die Abwicklung zum „new normal“ zu machen – so der politische Wille. Damit hat Instant Payment definitiv eine Zukunft. Der SEPA-Instant-Payment-Standard ermöglicht Echtzeittransaktionen, bei denen Geld innerhalb von Sekunden überwiesen wird. Dies bietet sowohl Verbrauchern als auch Unternehmen den Vorteil schneller und sofortiger Zahlungswirksamkeit und kann Zug um Zug im Geschäft punkten. Instant Payment kann zudem eine hohe Benutzerfreundlichkeit bieten. Kunden können künftig Zahlungen jederzeit und über verschiedene Kanäle wie mobile Apps, Onlinebanking oder Zahlungsterminals tätigen, und das grenzüberschreitend.

Dies kann die Entstehung neuer Geschäftsmodelle ermöglichen, insbesondere im E-Commerce, bei Peer-to-Peer-Zahlungen und in der Sharing Economy. Zudem hat Instant Payment ein großes Innovationspotenzial: Durch Open Banking könnten in Kombination mit Instant Payments neue Zahlungsdienste und Anwendungen entstehen, die den Zahlungsverkehr weiter verbessern und den Wettbewerb fördern. Die fortschreitende Digitalisierung und der steigende Bedarf an schnellen und effizienten Zahlungen legen nahe, dass Instant Payment in der Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen wird.

gelesen im „Zukunftsmagazin des Handels“, Handelsjournal von Ulrich Binnebößel vom 24.10.2023