Mehrwertsteuersenkung: Modehandel besonders zurückhaltend beim Weiterreichen der Ersparnis

Die ab 1. Juli geltende temporäre Mehrwertsteuersenkung beschäftigt den Handel in diesen Tagen sehr. Dabei ist die Skepsis gegenüber der Wirksamkeit der Maßnahme groß, ergab eine Umfrage der Handelsberatung BBE.

 

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Lediglich 20,8% der befragten Unternehmer halten die befristete Mehrwertsteuersenkung für eine sinnvolle Maßnahme zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns. In keiner Branche erachtet mehr als ein Drittel der Befragten die zeitlich befristete Mehrwertsteuersenkung als sinnvoll.

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Über alle Branchen hinweg rechnen nur wenige Unternehmen damit, dass Kunden ihre für 2012 geplanten Einkäufe auf das Jahr 2020 vorziehen werden. Im Modehandel sind dies 20%, im Sporthandel 11,1% der Befragten.

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Im Schuhhandel ist der Anteil mit 6,3% am geringsten. Dort geht auch keiner der befragten Händler davon aus, dass Kunden ihre für Juni geplanten Einkäufe auf den Juli oder die Zeit danach verschieben. Im Modehandel glauben dies immerhin 31,4%, im Sporthandel 14,4%.

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38,2% der Befragten gaben an, die Steuervorteile vollumfänglich durch Preisanpassungen an ihre Kunden weiterreichen zu wollen. 20,8 % möchten dies anteilig tun. 19,4% wollen die Preise nicht anpassen. 21,6% sind bei dieser Entscheidung noch im Unklaren. Am größten ist die Unsicherheit im Schuhhandel, wo 60% der befragten Händler angaben, noch nicht über die Verfahrensweise entschieden zu haben.

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Zurückhaltung beim Weiterreichen der Ersparnis

Grundsätzlich ist im Textil-, Sport- und Schuhhandel die Zurückhaltung, was die Weiterreichung an die Konsumenten betrifft, am größten. So gaben nur 12,6% der befragten Schuhhändler an, den Steuervorteil ganz oder teilweise an die Kunden weiterreichen zu wollen. Im Sporthandel liegt der Anteil bei 46,7%, im Modehandel bei 51,4%. Zum Vergleich: Im Segment Baumärkte und in den Möbelhäusern gaben lediglich 5% bzw. 6,4% der Befragten an, die Steuersenkung nicht weiterreichen zu wollen.

 

Effekte der Mehrwertsteuersenkung: Fünf Meinungen

 

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„Wir empfehlen, auf die Erwartungen des Konsumenten zu reagieren“, sagt Maximilian Becker, der bei BBE als Consultant arbeitet und für die Studie verantwortlich ist. Seinen Angaben zufolge kristallisiert sich zunehmend heraus, dass eine Weiterreichung in Form von 2,52% Rabatt eine Mindestanforderung sei, die viele Händler anbieten – und sehr viele Konsumenten wohl so auch erwarteten.

 

Es sei ein Fehler zu glauben, der Kunde wisse nicht um die Möglichkeiten der Unternehmen. Langfristig drohe ein Imageschaden. „Der Händler muss sich die Frage stellen, ober er als Gönner gegenüber seinen Kunden auftreten möchte oder als derjenige, der die Rendite einstreicht.“

 

gelesen in: TextilWirtschaft today von Judith Kessler vom 24.06.2020