Der Handel stöhnt, die Kunden jubeln – der Black Friday steht an. 2006 aus den USA in die deutsche Handelslandschaft geschwappt, und gepusht von Amazon und vielen anderen Online-Händlern, hat sich der Begriff bei den Kunden zu einem Synonym für gnadenlose, und wie manche meinen, ruinöse Rabatte entwickelt.
Am 24. November ist der diesjährige schwarze Freitag. Online beginnt der Verkauf bereits am Vorabend um 19 Uhr auf der Website blackfridaysale.de. Auch stationäre Händler können mitmachen. Sie bekommen Merchandising-Material mit Aufstellern und Flyern und werden auf der Website mit aufgeführt. Die Einstiegshürde ist niedrig, ab 900 Euro können Händler eine Partnerschaft mit Black Friday Sale eingehen.
Der deutsche Markeninhaber und Website-Betreiber Konrad Kreid rechnet mit der Teilnahme von mehr als 500 Unternehmen, davon 150 Textiliten. Er nennt Namen wie H&M, P&C, C&A, Zalando, Otto und NKD.
Aufhorchen lassen die angeblichen Kundenerwartungen. Laut Kreid erwarten sie Rabatte um die 60%. Nicht für einen, sondern für mehrere Artikel im Laden oder Online-Shop. Manche Händler, so Kreid, reduzieren am Black Friday sogar mehr als 1000 Artikel. Da sieht manch einer schwarz für die Roherträge und setzt bewusst einen Kontrapunkt. Wie Andreas Weitkamp von den Modehäusern Schnitzler und Weitkamp am Prinzipalmarkt in Münster. Er spricht von einem Reduzierungswahn und setzt am 24. November bewusst auf Aktionen in seinen Läden anstatt auf Rabatte. Mit einer Art öffentlichem Aufruf will er den stationären Handel dafür sensibilisieren, dass es in Modeläden „um mehr geht als um den Preis“.
Andreas Weitkamp, Schnitzler, Münster, über ein Zeichen gegen den Black Friday oder lieber 20% mehr als 20% weniger:
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„Preisreduzierungen sind in aller Munde. Und das quasi ganzjährig. Der aus den USA herüber geschwappte ‚Black Friday‘ setzt diesem Trend im Handel mit einem wahren Reduzierungswahn eine weitere Spitze auf. Als Reaktion darauf haben wir uns gefragt, wie wir ein Zeichen gegen diese Sale-Spirale setzen können. Deshalb nutzen wir den Black Friday symbolhaft, um unseren Kunden 20% mehr, satt 20% weniger zu bieten. Wir wollen dem Kunden das Gefühl vermitteln, dass es im stationären Handel um mehr geht als um den Preis. Deshalb koppeln wir uns von diesem Preisgedanken ab und schaffen besondere Erlebnisse für unsere Kunden. Und zwar über mehr Service, mehr Erlebnis, mehr Individualisierung, mehr Begegnung und jede Menge Überraschung: Am Freitag, 24. November, erwartet die Kunden und Besucher bei Schnitzler entsprechend ein Programm mit ‚Roestbar‘-Kaffeebar als Treffpunkt, Live-Cooking, Monogramm-Stickservice von Eton, individuellen Notizbuchprägungen mit Brosbi, einem Gin-Tasting mit Drykorn, mit Styling-Beratung durch Sekander Rasaq von Friendly Hunting, mit DJ-Sounds, einem Movember-Barbierservice mit Headsmith bei Weitkamp gegenüber und last but not least mit der Eröffnung einer Pop up-Fläche von Kapten & Son und einem nächtlichen ‚Club für eine Nacht‘ an einem ungewöhnlichen Ort des Prinzipalmarkts-Stores. Jammern allein, nutzt nichts. Man muss Zeichen setzen, um so lange wie möglich regulär zu verkaufen. So geht Handel heute!“
gelesen in: TextilWirtschaft today von Matthias Erlinger und Silke Emig am 16. November 2017