Derzeit verkauft noch jeder zweite Händler seine Produkte ausschließlich stationär. In den kommenden fünf Jahren wollen 37% von ihnen auch im Online-Vertrieb aktiv sein. Gleichzeitig planen 14% der heute ausschließlich online aktiven Händler, in fünf Jahren offline zu verkaufen.

 

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Das gehört zu den Ergebnissen der aktuellen Studie „Der deutsche Einzelhandel 2017“, bei der die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Geschäftsmodelle analysiert werden.

 

Die Forscher von ibi research an der Universität Regensburg haben zusammen mit 41 Industrie- und Handelskammern sowie dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) landesweit mehr als 2000 Einzelhändler befragt. Fazit: Der Handel beschäftigt sich mit dem Thema Digitalisierung, steht diesem aber in vielen Feldern skeptisch gegenüber.

 

„Die Studienergebnisse zeigen deutlich, dass der deutsche Einzelhandel sein klassisches Geschäftsmodell überdenken muss“, fasst Georg Wittmann, Leiter des Forschungsprojektes bei ibi research, zusammen.

 

Das zeige sich auch bei einem Blick auf die erwartete Verteilung der Umsätze: So rechnete in den nächsten fünf Jahren ein Viertel der stationär aktiven Händler mit einen Rückgang der im Ladengeschäft erwirtschafteten Umsatzanteile. Im Vertriebskanal Online-Shop erwarteten dagegen lediglich 4% der Händler einen Rückgang. 13% erwarten einen Zuwachs dieses Kanals und 83% rechnen damit, dass die Online-Umsatzanteile gleich bleiben.

 

Wachstumschancen sehen die Befragten in Multichannel-Services wie Click&Reserve und Click&Collect. Jeder vierte Händler bietet diese Services bereits an, und 11% der Befragten arbeiten daran.

 

Großes Potenzial sehen die Forscher bei der digitalen Aufwertung des Ladengeschäfts selbst. So sei das virtuelle Regal beispielsweise erst bei 5% der Händler im Einsatz und bei weiteren 5% in Planung. Auch kostenloses WLAN finde sich bisher nur in jedem dritten Geschäft. „Ein Fünftel der Händler verfügt noch immer nicht über die digitalen Systeme. Das erschwert die Anbindung an Online-Shops oder ‑Plattformen“, erklärt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des DIHK, Achim Dercks.

 

Ebenfalls untersucht wurden die aktuellen und zukünftigen Investitionen des deutschen Handels in Digitalisierungsvorhaben. Dabei zeigt die Studie, dass lediglich 12% der Unternehmen ein ausgewiesenes Budget für Investitionen in die Digitalisierung haben. Jeder zweite Händler ohne explizites Budget nutze zur Finanzierung von Digitalisierungsmaßnahmen das allgemeine Investitionsbudget, 9% wollen generell nicht in die Digitalisierung investieren und 8% haben für solche Investitionen kein Geld. Von den Händlern mit ausgewiesenem Budget wollen zwei Drittel dieses in den kommenden drei Jahren steigern. Dabei geht es auch um das Thema Nachfolge. Ist diese bereits geregelt, wollen 81% die Investitionen in die Digitalisierung steigern. Lediglich 19% planen keine Änderung in den nächsten drei Jahren. Kein Unternehmen mit geregelter Nachfolge will das Budget reduzieren.

 

Der gegenwärtige digitale Wandel wird nach Ansicht der Befragten vor allem von der Marktmacht der globalen Marktplätze, wie Amazon, Ebay & Co, bestimmt. So bezeichnen 70% der Händler deren Einfluss auf ihr Geschäftsmodell als „sehr hoch“ oder „hoch“. Ein ähnlicher Wert wird nur vom Faktor der „zunehmenden Kundenanforderungen“ erreicht.

 

Insgesamt sehen trotz aller Befürchtungen die meisten Befragten den stationären Einzelhandel weiterhin als den wichtigsten Einkaufskanal. Dies bestätigen 64% der teilnehmenden Händler. Sogar jeder zweite reine Online-Händler (51%) schließt sich dieser Meinung an. Gleichzeitig beobachten 61% der Händler einen Trend zu kleineren Ladenflächen.

 

Auf die Frage, ob die Digitalisierung mehr Chancen als Bedrohungen für den Handel mit sich bringt, äußert sich gut ein Drittel indifferent. 31% der Händler denken eher optimistisch und sehen die Chancen deutlich vor den Bedrohungen. Eine Analyse nach Händlertyp zeigt jedoch, dass insbesondere die reinen Online-Händler hier sehr positiv gestimmt sind (74%), während von den rein stationären Händlern lediglich 31% mehr Chancen sehen.

 

gelesen in:  TextilWirtschaft today

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