Für junge Erwachsene oder Berufseinsteiger ist das unvorstellbar: sein Leben lang für ein und dieselbe Firma zu arbeiten. Dagmar Macek aus Haar hat genau dies getan. Seit 60 Jahren verkauft sie Schuhe im Schuhhaus Geiger. Und ans Aufhören denkt sie noch lange nicht.

Dagmar Macek schaut Menschen zuerst auf die Füße. Eine Berufskrankheit, wie sie zugibt. Der Haarerin genügt auf der Straße ein Blick auf das Schuhwerk eines Passanten und sie weiß: „Aha, die sind von uns.“

Dagmar Macek aus Haar in ihrem Reich: Seit 60 Jahren arbeitet die 74-Jährige nun schon für Schuh Geiger.

Mit „von uns“ meint Macek ihren Arbeitgeber, das Schuhhaus Geiger. Seit sechs Jahrzehnten arbeitet die 74-Jährige dort und ist seit langem weit mehr als eine Schuhverkäuferin. „Die Dagi gehört zur Familie“, sagt ihr Chef Johannes Geiger. Er selbst kennt seine Mitarbeiterin „seit ich ein Bub bin“. Gemeinsam mit seinem Vater hätte Macek die Firma in den Wirtschaftswunderjahren aufgebaut, erinnert sich Geiger. Und: „Sie ist aus unserem Geschäft einfach nicht wegzudenken!“

Klar lässt es die gebürtige Haarerin seit einigen Jahren ruhiger angehen, mittlerweile arbeitet sie nur noch auf 450-Euro-Basis. Aber der Gedanke, ganz aufzuhören oder mal den Arbeitgeber zu wechseln, sei ihr nie gekommen. Eventuell, sagt die Seniorin, hätte sie sich gerne in Richtung Dekorateurin weitergebildet, aber „da hätte ich ja vom Gschäft wegmüssen“ – und das, erklärt sie nicht ohne Stolz, sei gerade in den 60er und 70er Jahren nicht gegangen. „Es gab so viel zu tun!“

Dass sie überhaupt Schuhverkäuferin wurde, verdankt sie den Sonntagsspaziergängen mit ihren Eltern. „Früher war das noch so, da wollten wir Kinder unbedingt mit. Die Leibstraße war damals eine Promenadestraße!“ Und beim Promenieren seien ihr in einem Laden Indigo-blaue Pumps aufgefallen – die 14-Jährige war so verliebt in diese Schuhe, dass sie sich, als die Lehrerin in der Volksschule verkündete: „Der Geiger sucht a Lehrmadl“, sofort um die Stelle bewarb.

Die Kunst damals sei es gewesen, trotz weniger Ware als heute schöne Auslagen anzubieten. Im Gegenzug seien Kunden früher zum Kaufen in den Laden gekommen, wohingegen heute erst mal geschaut würde. Was den Unterschied zu den zahlreichen Internet-Shoppingportalen ausmache, sei da einfach der Service: „Man muss sich jetzt intensiver um die Kundschaft kümmern“, so Macek.

Auch als sie zwischenzeitlich geheiratet und eine kleine Familie zu versorgen hatte, kam Dagmar Macek nie der Gedanke, nur Hausfrau zu sein. In stressigen Zeiten habe sie sich zwar schon manchmal gedacht: „Wie soll ich das alles schaffen?“ Aber nach dem Tod des Sohnes oder heute mit dem einen oder anderen Zipperlein lenke die Arbeit sie einfach ab. „Wenn ich daheim bin“, erzählt Macek, „zwickt‘s halt manchmal da und manchmal dort. Aber wenn ich beim Geiger bin, da tut mir nix mehr weh. Ich brauch das einfach!“

Insofern kann sie auch die Frage nach dem schönsten Erlebnis der vergangenen 60 Arbeitsjahre kaum beantworten. Vielmehr denke sie sich oft nach der Arbeit: „Mei, heut‘ war‘s wieder schön!“

Quelle: www.hallo-muenchen.de

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